3. Chronische Schmerzen ohne erkennbare Ursache

3. Chronische Schmerzen ohne erkennbare Ursache

Chronische Kopf-/Nacken- oder Rückenschmerzen sind schwer zu behandeln. Häufig werden Schmerzpatienten vorschnell operiert oder mit Schmerzmitteln ruhiggestellt. Besser wäre es, die Ursachen der rätselhaften Schmerzsymptome zu behandeln. Eine häufige Ursache von chronischen Schmerzen sind Verspannungen in der Halte- und Stützmotorik. Die Halte- und Stützmotorik ermöglicht die verschiedenen Körperhaltungen und Positionen. Ohne die Halte- und Stützmotorik würde der Körper der Schwerkraft folgen und seinen aufrechten Stand verlieren.  Auch der Kopf muss in seiner aufrechten Position gehalten werden. Sehr viel Zeit verbringen wir heute auf Stühlen in einer sitzenden Position, die in dieser Form evolutionsbiologisch für den Menschen nicht vorgesehen ist. Obwohl in diesen statischen Haltungen kaum eine Bewegung stattfindet, wird die Halte- und Stützmotorik stark aktiviert. Dies betrifft in besonderer Weise die schräge Kopfhaltung vor dem Computer. In der Folge beginnen die daueraktivierten, bewegungsarmen Muskeln im Nacken und Rücken Muskelmasse zu bilden, der Muskel wächst. In einem bewegten Muskel würden nun gleichzeitig neue kleinste Blutgefäße wachsen, denn die Bewegung stellt den Hauptstimulus für das Wachstum dieser Blutgefäße dar. Die ausreichende Blutversorgung durch ein dichtes Gefäßnetz ist die Voraussetzung für die Versorgung der Muskelzellen mit Sauerstoff, der für die Oxydierung de Nährstoffe zu CO2 und Wasser gebraucht wird. Fehlt der Sauerstoff muss sich der Muskel seinen Energiebedarf zusätzlich ohne Sauerstoff, also anaerob, z.B. durch Bildung von Milchsäure, decken. Milchsäure gehört zu den Stoffen, die schmerzsensitive Nervenzellen, sogenannte Schmerzrezeptoren, in der Muskulatur stimulieren können. Die Aktivierung der Schmerzrezeptoren durch Milchsäure und andere Stoffwechselprodukte wird von dem Gehirn als Schmerz interpretiert.

Auch der unbewegte Muskel ist durch den Ruhemuskeltonus in einem niedrigen, aber permanenten Aktivierungszustand. Über das sogenannte unwillkürliche motorische System erhöht der Sympathikus den Ruhemuskeltonus, während der Parasympathikus den Ruhemuskeltonus senkt. Der Sympathikus wiederum wird, wie oben erwähnt, bei Belastung und Stress aktiviert, der Parasympathikus wird bei Entspannung aktiviert.  Ein zu hoher Muskeltonus lähmt die natürliche Beweglichkeit des Muskels und führt zu Verspannungen. Die Muskelverspannungen aktivieren Rezeptoren, die das Gehirn eigentlich bei Bewegungen über den aktuellen Bewegungszustand informieren sollten. Die fälschlicherweise aktivierten Bewegungsrezeptoren können im Gehirn und Rückenmark als Schmerzsignale interpretiert werden. Stressige Arbeit in bewegungsarmer Haltung führt daher zu Ungleichgewichten in Anspannung und Entspannung der Halte- und Stützmotorik. Dieses Ungleichgewicht und der gleichzeitig auftretende Bewegungsmangel schädigen im nächsten Schritt das Bindegewebe (Faszien), welches nun seinerseits zum Krankheitsgeschehen beiträgt.